MSA – %R&R für nullbegrenztes Merkmal2019-05-30T13:01:38+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement MSA – %R&R für nullbegrenztes Merkmal

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  • jensschneider
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Hallo in die Runde,

    auch nach intensiver „Durchforstung“ von Literatur und Netz bekomme ich eine Frage einfach nicht sauber geklärt:

    ist es wirklich zulässig, für die %R&R-Kalkulation eines Messsystems für ein einseitig natürlich begrenztes Merkmal (Dichtheitsprüfung) die „Toleranz Obergrenze minus null“ als Bezugsgröße zu wählen? Oder wäre das Vorgehen wie bei einem einseitig begrenztem Merkmal per Bezugsgröße „Gesamtstreuung“ korrekt?

    Im konkreten Fall unterscheiden sich aufgrund des hohen Limits beide Werte massiv voneinander – wie ist vorzugehen (insbesondere weil MSA den Ansatz TV bevorzugt)?

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo jensschneider,

    bei der Bewertung der Mess-Unsicherheit gibt es zwei unterschiedliche Ansätze.

    Der eine Ansatz vergleicht die Mess-Streuung mit der Toleranzbreite (VDA 5 mit Cg und Cgk, ISO 22514-7). Damit wird untersucht, ob eine belastbare Unterscheidung zwischen guten und schlechten Teilen über die Messwerte möglich ist. Die Formeln lassen sich nur und ausschließlich dann anwenden, wenn eine Toleranzbreite angegeben wird.

    Bei einseitig tolerierten Merkmalen gibt es keine Toleranzbreite und eine technische Grenze (z. B. Null) ist natürlich keine Toleranzgrenze. (Bei einer technischen Null-Grenze kann es keine Werte unter Null geben, bei einer Toleranzgrenze Null soll es keine Werte unter Null geben.)

    Da es in VDA 5 und ISO 22514-7 überhaupt keine Alternativen gibt, wenn nur eine Toleranzgrenze vorhanden ist, wird dann auch ab und an die technische Grenze als Toleranzgrenze eingesetzt.

    Der zweite Ansatz vergleicht die Mess-Streuung mit der Breite des Anwendungsbereichs (MSA4). Hierbei spielt es keine Rolle, wie das Merkmal toleriert ist. Es geht um die Antwort auf die Frage, ob im Anwendungsbereich Veränderungen im Prozess über die Messwerte erkannt werden können.

    Viele Grüße
    Barbara

    jensschneider
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 7

    Hallo Barbara,

    vielen Dank für die Unterstützung!
    Und mal ein großes Dankeschön für Deine regelmäßige Hilfe hier im Forum – bei so vielen Themen habe ich davon schon „aus der zweiten Reihe“ profitieren dürfen!

    Bei mir geht es um eine Kalkulation %R&R gemäß MSA4 – also Relation Mess-Streuung zu Gesamtstreuung.

    Hier kommt die Toleranz über einen Umweg ins Spiel: über die Annahme ppk=1 wird als eine Möglichkeit 1/6 der Toleranz als Schätzer für die Gesamtstreuung vorgeschlagen. Für mich ist (mal abgesehen von der ungeeigneten ppk-Grenze) dieser Schätzer für ein technisch einseitig null-begrenztes Merkmal -Dichtheit- aber ungeeignet, da dieser Schätzer für die reale Verteilung wohl nicht erwartungstreu ist…. zu eckig gedacht?

    Viele Grüße
    Jens

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Jens,

    sehr gerne :) Vielen Dank für das positive Feedback!

    Du hast Recht mit Deiner Vermutung, dass 1/6 der Toleranz als Gesamtstreuung nicht so wirklich passt.

    Wenn die Fähigkeit des Prozesses bekannt ist, kann aus dem Pp-Wert die Gesamtstreuung mit T/(6*Pp) berechnet werden, allerdings gibt es bei nullbegrenzten Merkmalen oft nur eine einseitige Toleranz und damit keine Norm-konforme Möglichkeit, den Pp zu bestimmen. Außerdem brauchst Du für den Pp sowieso die Gesamtstreuung und dann erübrigt sich das Hin- und Hergerechne mit der Toleranz.

    Bei einem angenommenen Ppk-Wert stellt sich immer die Frage, auf Basis welcher Annahmen (oder Werte) dieser Wert als brauchbar eingestuft wird (-> Diskussions- und Verwirrungs-Potenzial). Und wenn der Ppk-Wert angenommen wird, dann steckt dahinter auch eine Annahme zur Gesamtstreuung, die Du dann auch direkt verwenden kannst.

    Eine erwartungstreue Schätzung der Standardabweichung (als Streuung)= aus dem Ppko (oberer Ppk-Wert) ist nur dann möglich, wenn die Messdaten trotz Nullgrenze normalverteilt sind. Das sollte ebenfalls anhand von Messdaten verifiziert werden (aus denen dann auch die Streuung/Standardabweichung berechnet werden kann.)

    Also mir fällt gerade keine sinnvolle Begründung dafür ein, wie aus einem angenommenen Ppk bei einseitig tolerierten Merkmalen über die Toleranz ein belastbarer(!) Wert für die Streuung abgeleitet werden kann, wenn keine Messwerte vorliegen.

    Viele Grüße
    Barbara

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