Interpretation GRR2018-02-03T09:34:57+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Interpretation GRR

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  • hexagon
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    Hallo Forum,

    ich stöber schon seit langem hier rum und habe mich nun auch endlich angemeldet.
    Insbesondere auch, weil ich eure Hilfe bei der Interpretation einer GRR und deren Ergebnissen habe:

    %GRR: 65,36

    %EV: 65,36

    %AV: 0

    %PV: 75,16

    Mein Messsystem ist nicht fähig, dass sehe ich an dem hohen GRR. Meine Teilestreuung ist recht hoch, was ja gut ist. Die Streuung des Messsystems ist mit 65,36% genauso gross wie GRR gesamt. —> das heisst doch, dass 100% der Streuung in der Untersuchung auf das Messsystem zurückzuführen ist. Warum %AV aber null ist, leuchtet mir auf anhieb nicht ein.

    Vielleicht hat jemand einen Erklärungsversuch zu meiner GRR?

    Viele Grüsse

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Torsten,

    willkommen im QM-Forum :)

    GRR wird aus EV und AV berechnet: GRR = Wurzel( EV^2 – AV^2)

    Wenn AV = 0 ist, muss GRR = EV sein.

    AV ist die Streuung, die durch verschiedene Prüfer in die Messdaten kommt (AV: appraiser variation). Bei Deiner GRR sind keine Unterschiede zwischen den Prüfern feststellbar.

    Das kann verschiedene Gründe haben, z. B. können die Prüfer-Unterschiede in der Messmittel-Streuung (EV: equipment variation) untergehen, weil sie im Vergleich sehr viel kleiner sind. Oder die Studie war ungünstig aufgebaut und die Prüfer haben sich untereinander an den Werten der anderen orientiert, so dass es zu übereinstimmenden (bzw. abgesprochenen) Ergebnissen kommt. Variante 3 könnte eine nicht-randomisierte Messreihenfolge sein, bei der durch einen deutlichen zeitlichen Effekt wie beispielsweise Erwärmung oder Verschleiß die Prüfer-Unterschiede von dem zeitlichen Effekt überlagert werden. Alternativ kann es auch sein, dass sich die Umgebungsbedingungen während der Prüfung geändert haben, so dass scheinbar die gesamte Streuung aus dem Messmittel kommt. Vielleicht sind auch einfach zu wenig Messwerte aufgenommen worden, um Prüfer-Unterschiede entdecken zu können.

    Die Berechnungsmethode hinter der Gage R&R ermittelt die Streuungs-Anteile über Varianzkomponenten. Die können rechnerisch auch Werte unter 0 haben. Weil negative Streuung unsinnig ist, wird der Wert dann auf 0 gesetzt. Einige mathematische Gründe dafür, warum Varianzkomponenten 0 sein können, sind hier beschrieben: Why is the variance of my random effect negative? und Negative Variance Component Estimates

    Viele Grüße

    Barbara

    QO_Mike
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8

    Schönes Thema :)

    Ich hatte vor kurzem etwas ähnliches auf dem Tisch liegen.

    GRR betrug 36%; PV lag bei 175% und der ndc betrug 6.

    Obgleich das Messsystem nicht fähig zu sein scheint kann das System unter 6 Kategorien unterscheiden. Bisher dachte ich immer, dass der ndc stark vom GRR abhängt. Wie kann ein System nicht fähig sein und trotzdem zwischen 6 ndc unterscheiden?

    Und kann es wirklich sein, dass die Teilestreuung 175% ausmachen kann?

     

    Schönen Sonntag.

    QO_Mike
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8

    Noch eine kurze Frage hinterher:

    Wann verwendet man zur Beurteilung %Streuung in Untersuchung und %Toleranz?

    %Streuung in Untersuchung =20%. ==> System akzeptabel

    %Toleranz = 37%. ==> System nicht akzeptabel

    QO_Mike
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 8

    Das sind doch bestimmt interessante Fragen an unsere Statistik-Koryphäe.

    Barbara…

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo zusammen,

    GRR betrug 36%; PV lag bei 175% und der ndc betrug 6.

    damit die Zahlen interpretierbar sind, muss mit angegeben werden, mit welcher Bezugsgröße die GRR% berechnet wurde. Gängig sind 3:

    1. Prozess-Streuung bzw. historische Standardabweichung
    2. Streuung in der Untersuchung
    3. Toleranzbreite

    Für die Beurteilung, ob das Mess-System in der Lage ist, Veränderungen im Prozess zu erkennen, ist die Bezugsgröße 1. (Prozess-Streuung) besser, weil damit direkt erkennbar wird, welcher Anteil der Prozess-Streuung allein durchs  Messen entsteht. Bei 2. (Streuung in der Untersuchung) ist die ndc eher ein Maß dafür, ob die Teile unterschiedlich genug ausgewählt wurden, denn ndc berechnet sich aus Wurzel(2)*GRR/PV.

    Bei der Frage, ob mit dem Mess-System zuverlässig zwischen in Toleranz und außerhalb Toleranz entschieden werden kann, ist die 3. Variante (Toleranzbreite) die geeignete für GRR%.

    Sinnvoll ist es deshalb, 2 GRR%-Werte anzugeben, einen bezogen auf die (Prozess-)Streuung und einen bezogen auf die Toleranzbreite.

    Viele Grüße

    Barbara

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